Glück oder Sinn? Zwei unterschiedliche Wege zu einem erfüllten Leben

Baumeister et al. (2013)
Leitartikel: Some key differences between a happy life and a meaningful life
Der Artikel untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen einem glücklichen und einem sinnvollen Leben anhand einer groß angelegten Befragung von fast 400 Erwachsenen. Während Glück und Sinn stark miteinander korrelieren, zeigen sich klare Unterschiede in den Faktoren, die jeweils stärker mit ihnen verbunden sind. Glück hängt vor allem mit der Befriedigung unmittelbarer Bedürfnisse und Wünsche zusammen, wie guter Gesundheit, angenehmen Gefühlen oder finanzieller Sicherheit. Es ist stark gegenwartsorientiert und geprägt vom Empfangen – Menschen berichten mehr Glück, wenn andere etwas für sie tun.
Sinnhaftigkeit dagegen integriert Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Menschen, die über Sorgen, Stress oder schwierige Lebensereignisse berichten, empfinden ihr Leben oft als besonders bedeutungsvoll, auch wenn sie weniger glücklich sind. Sinn entsteht zudem stärker durch Geben als durch Nehmen – etwa durch Fürsorge für Kinder, Hilfe für Bedürftige oder Engagement in langfristigen Projekten. Auch das Nachdenken über Identität, Selbstverwirklichung oder kulturelle Werte trägt zu Sinn bei, während es für Glück oft unerheblich oder sogar belastend ist.
Die Autor:innen zeichnen zwei gegensätzliche Profile: Das „glückliche, aber wenig sinnvolle Leben“ ist eher leicht, unbeschwert und selbstbezogen, während das „sinnvolle, aber weniger glückliche Leben“ von Anstrengungen, Sorgen und Engagement für andere geprägt ist. Damit zeigt sich, dass Glück stärker in der Gegenwart verwurzelt ist und mit Bedürfnisbefriedigung einhergeht, während Sinn ein kulturell geprägtes Konstrukt ist, das über die Zeit hinweg Stabilität und Orientierung verleiht. Beide Dimensionen überschneiden sich, unterscheiden sich aber deutlich in ihren Wurzeln und Konsequenzen.