Urlaubsglück: Wie Auszeiten unser Wohlbefinden aufblühen lassen.
Syrek, C., De Bloom, J., Burkardt, S. & Rehberg, J. (2017)
Leitartikel: Zutaten für eine gute Erholung im Urlaub.
In diesem Beitrag werden verschiedene Modelle zur Erholung vorgestellt, welche den positiven Effekt von Urlaub auf unser Wohlbefinden genauer erklären.
Die aktuellen Arbeitsbedingungen sind gekennzeichnet durch zunehmende Arbeitsanforderungen, Beschleunigung und digitale Informationsflut. Damit einhergehende neue Arbeitsformen, wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten, bieten ohne Frage viele Vorteile, sorgen jedoch auch dafür, dass es uns immer schwerer fällt, die Grenzen zwischen Privat- und Arbeitsleben zu wahren. Durch die steigende Eigenverantwortung kommt es häufig zu Überstunden und anderen selbstgefährdenden Verhaltensweisen.
In dieser Zeit zunehmender Erschöpfung kommt Erholung daher eine bedeutende Rolle zu. Erholung verhindert die Entstehung chronischer Gesundheitsprobleme, denn körperliche Reaktionen auf Belastungen hören nicht automatisch auf, sobald der Arbeitsplatz verlassen wird. Eine 1992 durchgeführte Untersuchung von Meijman, Mulder, Van Dormolen und Cremer verdeutlicht, dass der Körper, insbesondere die Freisetzung von Adrenalin, nach anstrengenden Arbeitstagen deutlich mehr Zeit benötigt, um zu seinem ursprünglichen Zustand zurückzukehren, verglichen mit Tagen durchschnittlicher Arbeitsbelastung oder freien Tagen. Verschiedene Studien belegen, dass dieser Effekt auf kognitive Prozesse, wie Grübeln über Vergangenes oder Bevorstehendes, zurückzuführen ist.
Im Artikel werden verschiedene Modelle der Erholung beschrieben:
Effort-Recovery Modell (Meijman & Mulder, 1998):
Das Modell besagt, dass durch Arbeitsanforderungen oder Stressoren Ressourcen aktiviert werden, was positiv ist, solange eine ausreichende Erholung stattfindet, bevor der nächste Arbeitstag anfängt.
Conservation of Resources Modell (Hobfoll, 1998):
Hier wird davon ausgegangen, dass Menschen bestrebt sind, Ressourcen zu erhalten und zu stärken. Stress entsteht dann, wenn die Ressourcen (wie z.B. Eigenschaften, Gegenstände, Zustände und Energien) als bedroht oder unzureichend gewertschätzt angesehen werden.
Broaden-and-Build-Theory (Frederickson, 1988):
Frederickson postuliert, dass positive Emotionen, wie Freude, Interesse, Zufriedenheit, Stolz und Liebe, eine Art Puffer darstellen, welcher Menschen dabei hilft, Stressoren besser zu bewältigen. Der Zweck von Erholung ist es daher, verlorene Ressourcen wiederherzustellen und positive Emotionen zu generieren.
DRAMMA-Modell (Newman, Tay und Diener, 2013):
Dieses Modell dient der Erklärung jener psychologischen Mechanismen, welche zu einer vollständigen Erholung beitragen. Diese Mechanismen lauten:
Gedankenfreiheit (Detachment), Entspannung (Recovery), Autonomie (Autonomy), Herausforderung (Mastery), Sinn (Meaning) und Verbundenheit (Affiliation). Diesen Mechanismen zugrunde liegen wiederrum Prozesse, welche zum einen den Verlust von Ressourcen stoppen (Prävention) und zum anderen verbauchte Ressourcen wiederherstellen (Promotion).
Um das rapide Verschwinden positiver Urlaubseffekte aufzuhalten, sollten die Erholungsmechanismen auch in den Alltag integriert werden. Dies geschieht zum Beispiel, indem mithilfe von Gegenständen wie Souvenirs oder Fotos oder auch einfach nur durch Denken oder Erzählen die positiven Affekte und Gedanken aus dem Urlaub erinnert werden. In der Forschung zeigten sich Hinweise, dass derartige Urlaubserinnerungen unterstützend wirken, um in stressigen Arbeitssituationen gelassener zu reagieren.