Eudaimonischer Glücksbringer

Autor*in:  | 20. September 2022

Eudaimonischer Glücksbringer

In der Positiven Psychologie unterscheiden wir das Werteglück vom Wohlfühlglück. Das eudaimonische Glück spiegelt die persönlichen Werte. Es beschäftigt sich mit dem Sinn unseres Lebens. Das Werteglück ist eher prozess- und weniger ergebnisorientiert. Werteglück zeigt sich etwa in Sinnerleben, Verbundenheit, Dankbarkeit oder auch Vitalität.

Das Wohlfühlglück oder auch hedonistisches Glück  steht für das angenehme Leben. Diese Form des Glücks zeigt sich in einem subjektiven Wohlbefinden. Ein Bad in der Wanne, ein neues Auto. Es ist eher genussorientiert und kurzweilig. In der Psychologie spricht man daher auch von der hedonistischen Tretmühle. Es stellt sich schnell ein Gewöhnungseffekt ein. Das hedonistische Glück verpufft. Wir brauchen Nachschub, um ein neues Glücksgefühl zu erleben.

Ich möchte dir eine Praxisübung vorstellen, die ich in meinen kunsttherapeutisch orientierten Gruppen zum eudaimonischen Glück durchführe. Ich unterrichte auch Kunsttherapie. Die Studierenden profitieren ebenfalls von dieser Übung.

Praxisübung

Die Idee besteht darin, sich wechselseitig in der Gruppe einen Glücksbringer in Form einer selbstgemalten Postkarte mit einer Botschaft zu erschaffen. Zunächst erläutere ich in der Gruppe den theoretischen Hintergrund zu den Formen des Glücks. Anschließend werden die Paare ausgelost, die miteinander arbeiten. In einem nächsten Schritt erzählt jeder/r in der Gruppe aus seinem Leben einen glücksbringenden Moment. Das kann ein Glücksmoment sein, der dem Werteglück entspringt, muss es aber nicht zwingend.

Den Teilnehmer*innen werden von mir motiviert, bei den Erinnerungen aufmerksam zu lauschen und herauszufiltern, um was für ein  Glück es sich bei der Schilderung handelte.

Die Teilnehmer/innen erschaffen sodann ein Kunstwerk (Postkarte), für ihre Partner/in. Auf der Vorderseite soll ein Bild entstehen, das ohne weitere Vorgaben frei und intuitiv für die Partner/in erschaffen wird. Auf der Rückseite kann ein Satz vermerkt werden, mit einem Wunsch, einer Botschaft. Anschließend stellen die Teilnehmer*innen ihre Werke der Gruppe vor.

Ziel der Übung ist es, ein Bewusstsein für die unterschiedlichen Formen des Glücks zu schaffen. Durch die Erzählungen von erlebten Glücksmomenten aktivieren wir ein Feld von Glück im Raum. Die Übung ist gleichzeitig ein ressourcenstärkendes Ritual in der Fürsorge für andere. Ich muss mir vorher überlegen und gut zuhören, was der anderen Person Glücksmomente beschert. Ich beschäftige mich damit, wie ich mein Gegenüber glücklich machen kann. Ich erfahre eudaimonisches Glück, indem ich einer anderen Person einen Glücksmoment schenke (Postkarte). Hinter diesem Ritual verbirgt sich Mitgefühl, Altruismus und Fürsorge für andere. Dieses Ritual stärkt die Gruppe und gibt dem Beschenkten einen Anker in die Hand, der sie an diese Erfahrung erinnert.

Ulrike Hinrichs ist Gesprächstherapeutin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Anwenderin Positive Psychologie, Traumazentrierte Fachberaterin und Kunsttherapeutin (M.A). Sie ist auch Autorin des Fachbuchs „Kunst als Sprache der Intuition. Der holografische Ansatz in der Kunsttherapie und kunstanalogen Transformationsprozessen“ (Synergia Verlag).

 www.lösungskunst.com

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