Wie Achtsamkeit unseren Selbstwert stärkt
Pepping, O'Donovan & Davis (2013)
Artikel: Die positiven Effekte von Achtsamkeit auf Selbstwert
In zwei Experimenten wurden von Pepping et al. (2013) untersucht, wie Achtsamkeit und Selbstwert zusammenhängen. In der ersten Studie wurde getestet, wie sich die fünf Facetten der Achtsamkeit auf den Selbstwert auswirken und wie sich Selbstwert wiederum auf die Lebenszufriedenheit auswirkt. Das Ergebnis war, dass sich vier der fünf Facetten positiv auf den Selbstwert auswirkten und Selbstwert direkt mit Lebenszufriedenheit zusammenhing. In der zweiten Studie wurde getestet, ob Achtsamkeit den Selbstwert direkt vorhersagen kann. Dafür wurde in einer experimentellen Bedingung eine 15-minütige Achtsamkeitsmeditation durchgeführt, die sich, verglichen mit einer Kontrollgruppe, in der diese Meditation nicht durchgeführt wurde, positiv auf den momentanen Selbstwert auswirkte. Diese beiden Studien konnten bestätigen, dass Achtsamkeitstraining direkte positive Effekte auf den Selbstwert hat.
Die Autoren definieren Achtsamkeit nach Bishop et al. (2004) als Konstrukt mit zwei Facetten: Selbstregulation der eigenen Aufmerksamkeit und eine bestimmte Haltung gegenüber Erfahrungen. Die Selbstregulation der Aufmerksamkeit wird definiert als das Richten der Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment und beinhaltet die Fähigkeit, einen sich verändernden Fluss von Gedanken, Gefühlen und Empfindungen in jedem Augenblick zu beobachten und wahrzunehmen. Die Haltung gegenüber Erfahrungen wird als nicht-wertende und neugierige Haltung gegenüber der Erfahrung des gegenwärtigen Moments sowie eine Haltung der Akzeptanz und Offenheit für alles, was im jeweiligen Augenblick aufkommt, definiert.
In der ersten Studie wurde Achtsamkeit durch die fünf Facetten Beobachten, Beschreiben, Nicht-Urteilen von inneren Erfahrungen, bewusstes Handeln und Nicht-Reagieren auf innere Erfahrungen beschrieben. Diese Facetten beziehen sich auf das Beachten und Wahrnehmen von äußeren und inneren Erfahrungen, wie Gedanken, Emotionen und körperliche Empfindungen (Beobachten), das Beschreiben innerer Erfahrungen mit Worten (Beschreiben), das Einnehmen einer nicht-urteilenden Haltung gegenüber den eigenen Gedanken und Gefühlen (Nicht-Urteilen), das Zeigen von Aufmerksamkeit und Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment (Bewusstes Handeln) und das Geben von Erlaubnis, dass Gedanken und Emotionen kommen und gehen dürfen, ohne sich von ihnen vereinnahmen zu lassen oder gegen sie anzukämpfen (Nicht-Reagieren). Alle Komponenten bis auf Beobachten konnten den Selbstwert vorhersagen. Nicht-Urteilen war der stärkste Prädiktor für Selbstwert. Insgesamt wird der Selbstwert zu einem großen Teil (42,2%) von Achtsamkeit beeinflusst und Selbstwert beeinflusst die Lebenszufriedenheit zu einem großen Teil (46%).
Die zweite Studie konnte beweisen, dass Achtsamkeitsinterventionen, wie Meditationen sich direkt positiv auf den momentanen Selbstwert innerhalb einer Situation auswirken. Es lässt sich also keine Aussage über die langfristigen Auswirkungen auf den Selbstwert machen, aber die Autoren weisen darauf hin, dass Forschung zu den Effekten von achtsamkeitsbasierten Interventionen auf den Selbstwert nahelegt, dass diese Effekte zu langfristigen Veränderungen im Selbstwert führen.