Hoffnung und Vergebung als Schlüssel zu mehr Selbstmitgefühl
Booker, J. A. & Perlin, J. D. (2020)
Leitartikel: Using multiple character strengths to inform young adults’ self-compassion: The potential of hope and forgiveness
Der Artikel untersucht, wie verschiedene Charakterstärken mit Selbstmitgefühl bei jungen Erwachsenen zusammenhängen. Selbstmitgefühl beschreibt eine wohlwollende Haltung gegenüber sich selbst in Zeiten von Misserfolg oder Belastung und wird mit Wohlbefinden und Resilienz in Verbindung gebracht. Während bisherige Forschung meist einzelne Stärken isoliert betrachtete, prüften die Autor:innen in drei Studien, welche Stärken – Neugier, Durchhaltevermögen, Dankbarkeit, Hoffnung und Vergebung – besonders eng mit Selbstmitgefühl verbunden sind.
Die Ergebnisse aus Befragungen mit Studierenden und jungen Erwachsenen aus der Allgemeinbevölkerung zeigen konsistent, dass vor allem Hoffnung und Vergebung entscheidende Prädiktoren sind. Während alle fünf Stärken positiv mit Selbstmitgefühl korrelieren, behalten nur Hoffnung und Vergebung ihre Bedeutung, wenn sie gleichzeitig mit den anderen Faktoren analysiert werden. Dies gilt auch unter Berücksichtigung von Persönlichkeitsmerkmalen (Big Five). Die Befunde legen nahe, dass hoffnungsvolle Menschen mit optimistischer Zukunftsperspektive und solche, die anderen vergeben können, auch eher bereit sind, sich selbst in schwierigen Situationen mit Mitgefühl zu begegnen.
Die Ergebnisse haben praktische Relevanz: Interventionsprogramme könnten gezielt Hoffnung und Vergebung fördern, um Selbstmitgefühl und damit psychische Gesundheit zu stärken. Da die Effekte in unterschiedlichen Stichproben konsistent auftraten, sprechen die Befunde für eine breite Anwendbarkeit – sowohl im Hochschulkontext als auch im Alltag junger Erwachsener.