Der Sinn des Lebens
Schnell Tanja (2020)
Der Text erörtert die Frage nach dem Sinn des Lebens aus psychologischer Perspektive und geht dabei auf die Erkenntnisse der Psychologin Tatjana Schnell ein. Sie argumentiert, dass der Sinn des Lebens nicht automatisch zu Glück führt, noch dass ein fehlender Lebenssinn zwingend Unglück bedeutet. Schnell stellt fest, dass viele Menschen auch ohne einen klaren Lebenssinn zufrieden leben können, solange sie das Gefühl haben, ihr Leben zumindest teilweise unter Kontrolle zu haben. Dabei unterscheidet sie zwischen einem Leben ohne Lebenssinn und einer tieferen Sinnkrise, die zu ernsthaften psychischen Problemen wie Depressionen führen kann.
Ein zentraler Punkt des Textes ist, dass ein sinnerfülltes Leben nicht gleichbedeutend mit einem glücklichen Leben ist. Der Lebenssinn wirkt vielmehr wie ein stabiles Fundament, das sich im Alltag oft unsichtbar verhält, aber in Krisenzeiten an Bedeutung gewinnt. Menschen, die keinen großen Wert auf das Streben nach Glück legen, berichten laut Schnell sogar von häufigeren Glückserfahrungen. Für sie ist es entscheidender, nach ihren Überzeugungen zu handeln und sich mit etwas Größerem als dem eigenen Ich zu verbinden.
Schnell beschreibt auch verschiedene Quellen, aus denen Menschen Sinn schöpfen können. Sie hebt hervor, dass nicht nur eine einzige Sinnquelle ausreicht, sondern dass es hilfreich ist, mehrere zu haben, um eine Balance zu finden. Besonders bedeutsam sind dabei selbstüberschreitende Tätigkeiten, die über das individuelle Selbst hinausgehen. Dazu zählen soziales Engagement, Naturverbundenheit oder die sogenannte Generativität, bei der man etwas an die Gesellschaft weitergibt – sei es durch das Erziehen von Kindern, künstlerisches Schaffen oder politische Arbeit.
Der Text thematisiert zudem die wachsende Zahl von Sinnkrisen, insbesondere unter jungen Erwachsenen. Schnell betont, dass es wichtig sei, innezuhalten und sich zu fragen, was im eigenen Leben wirklich zählt. Da das moderne Leben oft hektisch ist, fehlt vielen die Zeit zur Selbstreflexion. Schulen sollten dabei helfen, jungen Menschen den Raum zu geben, diese Fragen zu erkunden, da die fehlende Auseinandersetzung mit dem Lebenssinn zunehmend zu Krisen führt. Gerade unter den 16- bis 29-Jährigen ist die Sinnsuche zu einem dringlichen Thema geworden, wie Studien zeigen.
Insgesamt schließt der Text mit der Idee, dass der Sinn des Lebens aus mehreren Quellen stammen kann und jeder Einzelne letztlich für die Definition seines Lebenssinns verantwortlich ist.