Die Rolle der Selbstwahrnehmung im Berufsleben: Einflüsse auf die Arbeitszufriedenheit
Judge, T. & Bono, J. (2001)
Leitartikel: Relationship of Core Self-EvaluationsTraits—Self-Esteem, Generalized Self-Efficacy, Locus of Control, and Emotional Stability—With Job Satisfaction and Job Performance: A Meta-Analysis.
Dieser Artikel stellt Ergebnisse zu den Beziehungen zwischen Selbstwertgefühl, generalisierter Selbstwirksamkeit, Kontrollüberzeugung und emotionaler Stabilität (niedriger Neurotizismus) mit Arbeitszufriedenheit und Arbeitsleistung zusammen und verfolgt dabei das Ziel, einen quantitativen Überblick über die Literatur zu geben.
Vorherige Studien zeigen, dass diese Merkmale zu den besten Prädiktoren für Arbeitszufriedenheit und Arbeitsleistung gehören. Die Studie verwendet die Theorie der zentralen Selbsteinschätzung als Rahmen.
Die Theorie der zentralen Selbsteinschätzung besagt, dass Menschen ihre Selbstwerte und Gefühle durch den Vergleich mit relevanten Bezugspersonen in ihrem sozialen Umfeld bestimmen. Das bedeutet, dass die Selbsteinschätzung nicht nur auf internen Standards basiert, sondern stark von der sozialen Vergleichsperspektive beeinflusst wird.
Übergeordnet ist der Theorie darüber hinaus das Konstrukt der „Kernselbsteinschätzung“. Dieses bezieht sich auf die grundlegenden und stabilen Aspekte der Selbstwahrnehmung einer Person. Gemeint sind dabei die tief verwurzelten Überzeugungen, Werte und Identitätsmerkmale, die die Grundlage für die Selbstbewertung bilden. Komponenten dieser Selbsteinschätzung sind:
Selbstreflexion: Die Selbsteinschätzung beinhaltet eine kritische Selbstreflexion, bei der eine Person ihre eigenen Fähigkeiten, Kenntnisse, Stärken und Schwächen analysiert. Dies ermöglicht eine realistische Bewertung des eigenen Standpunkts.
Bewusstsein über eigene Kompetenzen: Eine wichtige Komponente der Selbsteinschätzung ist das Bewusstsein über die eigenen Kompetenzen. Dies umfasst sowohl fachliche Fähigkeiten als auch soziale Kompetenzen und emotionale Intelligenz.
Objektivität: Eine effektive Selbsteinschätzung erfordert Objektivität. Dies bedeutet, dass die Person versucht, sich von persönlichen Vorurteilen und Emotionen zu lösen und eine realistische Sicht auf ihre Fähigkeiten zu entwickeln.
Entwicklungsbereitschaft: Die Bereitschaft zur persönlichen Entwicklung ist ein Schlüsselfaktor. Eine Person, die sich selbst einschätzt, sollte offen für Verbesserungen sein und bereit, an Schwächen zu arbeiten.
Die Hypothesen, welche im Rahmen des Artikels beantwortet werden, sind die Folgenden:
- Eine genaue Selbsteinschätzung führt zu einem besseren Verständnis der eigenen Fähigkeiten, was wiederum die Leistungsfähigkeit steigert.
- Menschen, die sich selbst gut einschätzen können, sind auch besser in der Lage, in sozialen Interaktionen angemessen zu agieren. Dies könnte zu verbesserten zwischenmenschlichen Beziehungen führen.
- Eine realistische Selbsteinschätzung kann zu einer höheren Lebenszufriedenheit führen, da die Person klare Ziele setzen und ihre Fortschritte verfolgen kann.
- Menschen, die sich selbst gut einschätzen können, sind eher in der Lage, sich selbst zu motivieren, da sie ein realistisches Bild ihrer Fähigkeiten haben und sich Herausforderungen zutrauen.
Die Ergebnisse der Metaanalyse zeigen positive Zusammenhänge zwischen allen Merkmalen und Arbeitszufriedenheit sowie Arbeitsleistung. Allerdings gibt es bei der Beziehung zwischen Selbstwertgefühl und Arbeitsleistung erhebliche Variabilität zwischen den Studien.
Abschließend wird darauf hingewiesen, dass diese Merkmale potenziell wichtige Prädiktoren für Auswahlentscheidungen und zukünftige Berufsmodelle sein könnten. Es wird auch betont, dass die Bedingungen, die den Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und Arbeitsleistung beeinflussen, weiter erforscht werden sollten.