Autor*in:  | 1. September 2025

Orth, U., & Robins, R. W. (2014)

Leitartikel: The development of self-esteem. Current Directions in Psychological Science

Der Artikel fasst zentrale Erkenntnisse aus neueren Längsschnittstudien zur Entwicklung des Selbstwertgefühls zusammen. Die Daten zeigen, dass Selbstwert kein zufälliges Auf und Ab ist, sondern einem typischen Muster folgt: Er steigt von der Jugend bis ins mittlere Erwachsenenalter, erreicht mit etwa 50 bis 60 Jahren seinen Höhepunkt und sinkt dann im Alter wieder ab. Diese Entwicklung ist unabhängig von Geburtsjahrgängen und somit kein reiner Generationseffekt.

Darüber hinaus ist Selbstwert zwar relativ stabil, aber nicht unveränderlich. Menschen mit hohem Selbstwert in jungen Jahren haben tendenziell auch Jahrzehnte später noch ein höheres Selbstwertgefühl als andere, dennoch gibt es individuelle Schwankungen. Studien zeigen, dass Persönlichkeitsmerkmale wie emotionale Stabilität, Extraversion und Gewissenhaftigkeit positive Entwicklungen im Selbstwert begünstigen. Gleichzeitig wird Selbstwert mit zunehmendem Alter weniger stark von kurzfristigen Erfolgen oder Misserfolgen beeinflusst. Unterschiede zeigen sich auch zwischen Bevölkerungsgruppen: Während Männer im Durchschnitt etwas höhere Werte berichten als Frauen, sind ethnische Unterschiede stärker ausgeprägt, insbesondere im späteren Leben.

Von besonderer Bedeutung ist die Frage, ob Selbstwert nur ein Spiegel von Erfolgen ist oder selbst Erfolge beeinflusst. Die Befunde legen klar nahe, dass hoher Selbstwert ein Prädiktor für positive Lebensverläufe ist – etwa in Beziehungen, Arbeit und Gesundheit. Menschen mit stabilem und hohem Selbstwert berichten langfristig über zufriedenstellendere Partnerschaften, bessere berufliche Chancen, mehr soziale Unterstützung und bessere psychische sowie körperliche Gesundheit. Damit ist Selbstwert weit mehr als nur ein Gefühl: Er wirkt sich auf zentrale Lebensbereiche aus und zeigt, dass es Phasen gibt, in denen Menschen besonders anfällig für niedrigen Selbstwert sind, vor allem in der Jugend und im höheren Alter.

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