Natur tut gut – und das nicht nur dem Körper

Autor*in:  | 28. Juli 2025

Bratman, G. N., Hamilton, J. P. & Daily, G. C. (2012)

Leitartikel: The impacts of nature experience on human cognitive function and mental health

In ihrer Überblicksarbeit untersuchen Bratman, Hamilton und Daily (2012), wie Naturerleben die geistige Leistungsfähigkeit und das psychische Wohlbefinden von Menschen beeinflusst. Grundlage der Analyse ist die Annahme, dass der Kontakt zur natürlichen Umwelt ein grundlegendes menschliches Bedürfnis ist – und dass ein Mangel daran sich negativ auf Konzentration, Stimmung und Stressregulation auswirken kann.

Zwei psychologische Erklärungsmodelle stehen dabei im Zentrum: Die sogenannte Attention Restoration Theory geht davon aus, dass natürliche Umgebungen helfen, unsere durch den Alltag erschöpfte Aufmerksamkeit wieder aufzuladen. Statt ständiger Reizüberflutung wie in urbanen Räumen bietet Natur eine sanfte, mühelose Form der Fokussierung – was sich positiv auf Konzentration und Gedächtnisleistung auswirkt. Die Stress Reduction Theory hingegen betont die unmittelbare, physiologische Wirkung von Natur: Der Aufenthalt im Grünen senkt messbar Blutdruck, Puls und subjektives Stressempfinden.

Die Autor:innen beziehen sich auf eine Vielzahl empirischer Studien, etwa Experimente mit Spaziergängen im Park, Ausblicken ins Grüne oder dem Betrachten von Naturbildern. In fast allen Fällen berichteten Teilnehmende über verbesserte Stimmung, mehr Gelassenheit und gesteigerte kognitive Leistungsfähigkeit. Besonders wirkungsvoll sind Orte mit Wasser, Bäumen und weitem Blick – also Landschaften, die evolutionspsychologisch mit Sicherheit und Überleben assoziiert werden.

Ein weiterer zentraler Befund betrifft das subjektive Gefühl von Naturverbundenheit. Menschen, die sich emotional mit der Natur verbunden fühlen, profitieren besonders stark von Naturkontakt. Diese sogenannte “Connectedness to Nature” wird mit höherer Lebenszufriedenheit, weniger Grübelneigung und einem besseren Umgang mit Stress in Verbindung gebracht.

Die Ergebnisse legen nahe, dass Naturerleben nicht nur ein nettes Extra, sondern ein bedeutender psychologischer Schutzfaktor ist. Wer gesunde Städte und resiliente Arbeitsumfelder gestalten möchte, sollte den Zugang zu natürlichen Umgebungen aktiv fördern – sei es durch Parks, Grünflächen am Arbeitsplatz oder bewusste Auszeiten im Freien. Denn: Selbst kurze Naturkontakte können nachweislich helfen, die mentale Gesundheit zu stabilisieren.

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