Einstellungen zur Hilfesuche – Barrieren und Chancen sichtbar machen

Rickwood et al. (2005)
Leitartikel: Young people’s help-seeking for mental health problems.
Der Artikel untersucht, wie junge Menschen über das Suchen und Annehmen von Unterstützung bei psychischen Problemen denken. Mit einem Mixed-Methods-Ansatz – also einer Kombination aus quantitativen Befragungen und qualitativen Interviews – werden sowohl Häufigkeiten als auch persönliche Einstellungen beleuchtet. Ziel ist es zu verstehen, welche Faktoren die Inanspruchnahme von Hilfe fördern oder hemmen.
Die Ergebnisse zeigen, dass viele Jugendliche zwar grundsätzlich positiv über psychologische Hilfe denken, sie aber in der Praxis selten nutzen. Barrieren liegen vor allem in Stigmatisierung, Angst vor negativer Bewertung, Unsicherheit über den Zugang zu Angeboten und im Wunsch nach Autonomie. Besonders deutlich wird, dass Jugendliche häufig eher Freunde oder Familie einbeziehen, bevor sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Gleichzeitig beschreiben die Befragten Situationen, in denen genau diese sozialen Netzwerke nicht ausreichend waren, sodass professionelle Unterstützung wichtig gewesen wäre. Faktoren wie Vertraulichkeit, niederschwellige Zugänge und eine positive Haltung von Bezugspersonen erwiesen sich als entscheidend für die tatsächliche Nutzung professioneller Angebote.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Programme zur Förderung der psychischen Gesundheit bei jungen Menschen nicht nur auf Informationsvermittlung setzen sollten, sondern vor allem auf den Abbau von Stigma und auf niedrigschwellige, vertrauensvolle Zugänge. Schulen, Universitäten und Familien spielen eine wichtige Rolle, indem sie offene Gespräche ermöglichen und positive Vorbilder im Umgang mit Hilfesuche darstellen. Damit kann die Wahrscheinlichkeit erhöht werden, dass Jugendliche im Bedarfsfall professionelle Hilfe tatsächlich annehmen und davon profitieren.