Stärken nutzen, Sinn finden und positiv altern: Was Wohlbefinden im Alter stärkt
Baumann & Eiroa-Orosa (2017)
Leitartikel: Mental Well-Being in Later Life: The Role of Strengths Use, Meaning in Life, and Self-Perceptions of Ageing
Die Studie beschäftigt sich mit der Frage, was älteren Menschen hilft, geistig gesund und zufrieden zu bleiben. Statt auf altersbedingte Defizite zu schauen, legt sie den Fokus auf positive Faktoren – also auf persönliche Stärken, Sinn im Leben und die eigene Einstellung zum Älterwerden.
Untersucht wurden Personen im Alter zwischen 55 und 88 Jahren in der Schweiz. Sie beantworteten Fragebögen zu ihrem Wohlbefinden, ihrer Sinnwahrnehmung, zur Nutzung ihrer persönlichen Stärken und zu ihrer Haltung gegenüber dem eigenen Alter. Das Ergebnis: Menschen, die ihre Stärken aktiv im Alltag einsetzen – sei es im Beruf, in ehrenamtlichen Tätigkeiten oder in Hobbys – berichten über deutlich höheres seelisches Wohlbefinden. Besonders stark zeigte sich dieser Zusammenhang, wenn die Stärken mit einem Gefühl von Sinn und Ziel im Leben verbunden waren. Auch eine positive Haltung zum eigenen Alter ging tendenziell mit stärkerer Stärkennutzung einher, war aber kein eigenständiger Einflussfaktor.
Zusätzlich gaben viele Teilnehmende an, dass gesellschaftliche Anerkennung, Möglichkeiten zur Beteiligung und Wertschätzung älterer Menschen wichtige Rahmenbedingungen sind, um ihre Stärken wirklich einsetzen zu können.
Die Ergebnisse zeigen, dass Altern nicht automatisch mit Verlust verbunden ist, sondern eine Phase sein kann, in der Menschen ihr Potenzial weiter entfalten. Wenn ältere Menschen ihre Fähigkeiten aktiv nutzen und ihr Leben als sinnvoll erleben, stärkt das ihre psychische Gesundheit erheblich. Programme, die diesen Ansatz fördern – etwa Freiwilligenarbeit, Weiterbildung oder sinnstiftende Aktivitäten – könnten daher einen wichtigen Beitrag zu einem gesunden und erfüllten Altern leisten.
